Wegen Corona geöffnet

Wegen Corona geöffnet

 

Das Offene Atelier in Wehrheim zeigt Kunstwerke von Menschen mit seelischer Behinderung, die allesamt unter dem Eindruck der Pandemie entstanden sind.

VON INGRID-SCHMAH-ALBERT

Wehrheim. Wegen Corona geöffnet – Mit diesem Titel lockte die Kunstausstellung am Samstag viele Besucher ins Offene Atelier. Gezeigt wurden Arbeiten der letzten zwei Jahre, in denen das Thema Corona sehr präsent war. »Zum Glück mussten wir nur wenige Wochen schließen«, blickt Es ther Scholz-Zerres auf diese Zeit zurück. Denn das Offene Atelier, eine Einrichtung des Diakonischen Werks Hochtau nus, ist eine wichtige Begegnungsstätte für Menschen mit  seelischer Behinderung. Wie schwierig gerade für diese Menschen die coronabedingte An Isolation war und wie wichtig Kü daher das gemeinsame Tun zu mindest in kleinen Gruppen nik und mit Abstand im Offenen den Atelier wurde, das zeigte sich sein an den Arbeiten, die von 18 der Künstler/innen wurden.

Voller Strahlkraft 

Dabei waren Werke voller Strahlkraft, manche sehr bunt, einige abstrakt, andere sehr gegenständlich, alle aber immer mit persönlichem Bezug. Das Offene Atelier bietet unter dem Motto »Der Seele Raum geben« Menschen die Möglichkeit, sich künstlerisch auszudrücken. Dafür stehen verschiedenste Materialien zur Verfügung und die Teilnehmenden können frei oderauch unter kunsttherapeutischer, praxisbezogener Anleitung mit verschiedenen Techniken experimentieren. Viele der Ausstellenden sind schon seit zehn Jahren dabei und dementsprechend spannend ist auch die Entwicklung, die durch die Werke sichtbar wird. Die Besucher bekamen daher viel zu sehen und wer wollte, konnte gern auch ins Gespräch mit den Künstlern und Künstlerinnen kommen. Als Ergänzung zeigte Andreas Hett einen rund 20-minütigen Film, den er über das Offene  Atelier gemacht hatte. Hett, der in Oberursel straffällig gewordene Jugendliche betreut und mit ihnen in seiner Werkstatt vor allem Holzarbeiten fertigt, hatte auch ein paar Skulpturen sowohl aus Holz der als auch aus Speckstein dabei und gab der Ausstellung, die ansonsten überwiegend Gemälde zeigte, einen weiteren Impuls. Für die Künstler ist die schon Möglichkeit, die eigenen Äng te und anderen Auswirkungen ihrer jeweiligen psychischen Beeinträchtigungen durch die Sprache der Kunst zu verarbeiten, von enormer Bedeutung. Gleichwohl war die Ausstellung aber auch eine Möglichkeit, sich und die Werke zu präsentieren.

 Flagge gezeigt

Dazu passte denn auch die Gemeinschaftsarbeit, bei der die Austellenden jeweils eine Werk- Flagge gestalteten. Thema war »Flagge zeigen: Wir sind noch paar da«, sprich umzusetzen, was die jeweilige Künstlerin, den jeweiligen Künstler ausmacht. »Was ist typisch für mich, was könnte für mich stehen<<, sei  die Fragestellung bei diesem Kunsttherapieprojekt gewesen, so Scholz-Zerres gegen über dem Usinger Anzeiger. Herausgekommen war eine Flaggenparade mit höchst unterschiedlichen Darstellungen von persönlichen Vorlieben, Hobbys oder Ansichten, Lebenseinstellungen und Persönlichkeitsmerkmalen. Diese Vielfalt sei es, die so wohl die Ausstellung als auch die gemeinschaftliche Arbeit bereichere, freute sich auch Stefanie Limberg, Leiterin des Diakonischen Werks Hochtau nus. Das Offene Atelier hatte im letzten Jahr bereits zehn jähriges Jubiläum, gefeiert werden konnte dies aber nicht. Daher wurde die Aus stellung nun auch als eine Art Ersatz empfunden. Und weil es zu schade wäre, die Werke nur an diesem einen Nachmittag einer  Öffentlichkeit zu präsentieren, kann man die Ausstellung auch nach vorheriger Terminabsprache (dienstags und mittwochs am Nachmittag, unter der Telefonnummer 06081/9589711) besuchen.

Zu kaufen

Und natürlich kann man dieWerke auch käuflich erwerben, hier sollte man sich mit den jeweiligen Künstler in Verbindung setzen. Das Besondere dabei ist, dass man ein Kunstwerk in Verbindung mit einer ganz persönlichen Geschichte dazu erhält. Wer mehr erfahren möchte, erhält Infos auf der Homepage

www.offenes-atelier-wehrheim.de.

Hier soll, so die Planung, zukünftig auch der Film von Andreas Hett zu sehen sein.

Andreas Hett (von links), Esther Scholz Zerres und Stefanie Limberg, hier vor der „Flaggen-Parade“ der Künstlerinnen und Künstler, freuen sich, dass die Ausstellung im offenen Atelier so großen Anklang findet. Foto. Schmah-Albert